Elisabeth Scharfenberg, Mitglied im Deutschen Bundestag

Mitglied im Deutschen Bundestag

Wohnprojekt vor kritischem Punkt

Pressemitteilung vom 08.08.2006.

08.08.2006

Alte und allein Erziehende unter einem Dach? Baugrund reserviert Kapital fehlt

Was zunächst nur auf dem Papier stand, ist konkreter geworden: Das Wohnprojekt "WohnenPlus" für allein Erziehende und Senioren unter einem Dach soll auf einer Brachfläche an der Karl-Bröger-Straße entstehen. Die Beteiligten gründen dazu eine Genossenschaft. Unterstützung bekommen sie von der pflegepolitischen Sprecherin und Bundestagabgeordneten der Grünen, Elisabeth Scharfenberg.

Kinder sind wissbegierig. Wenn es nach ihnen ginge, würden sie den Erwachsenen viele Löcher in den Bauch fragen. Doch die haben für geduldige Antworten oft keine Zeit. Vor allem der Nachwuchs von allein Erziehenden hat in dieser Hinsicht das Nachsehen, findet Christoph Arnold vom Verein "Dienstleistung Mensch und Haus" (DMH). Seit zwei Jahren arbeitet er an einem Konzept, das es seiner Ansicht nach noch nicht gibt: Ein Projekt, in dem sich Senioren und allein Erziehende ergänzen.

Seiner Vorstellung nach haben viele ältere Menschen Zeit, weil sie Aufgaben und Zuständigkeiten verloren haben. Zudem verfügen sie über eine reichhaltige Lebenserfahrung. "Dieser Bereich liegt bei den Senioren brach", erklärt der gelernte Krankenpfleger und studierte Architekt. Dieser "sozialen Vereinsamung" könnten allein Erziehende mit ihren Kindern mildern, davon ist Arnold überzeugt. Umgekehrt bliebe den Eltern mehr Zeit für Arbeit und Bildung.

Das räumliche Konzept: 46 Wohnungen mit zwei bis vier Zimmer für 80 bis 90 Bewohner. Räume für kulturelle Veranstaltungen, eine Bibliothek und ein Kaminzimmer sind auf dem Bauplan vorgesehen.

Darüber hinaus will laut Arnold der Humanistische Verband eine Kindertagesstätte in den Komplex bauen und selbst betreiben. Geplant sind zwei Gruppen für Drei- bis Sechsjährige und eine Kinderkrippe. "Die Tagesstätte ist nicht alleine für den Nachwuchs im Wohnprojekt reserviert, sondern auch für Kinder von außen."

Der Kaufantrag für den Baugrund ist gestellt, nun steht auch der Verkehrswert der 1500 Quadratmeter fest, auf dem gegenwärtig Autos parken: 460 Euro verlangt die Stadt pro Quadratmeter. "Das sind insgesamt rund 700 000 Euro", rechnet Arnold vor. Zwei Drittel der geplanten Einrichtung sollen sozialer Wohnraum werden.

Die künftigen Bewohner müssen sich mindestens mit drei Anteilen á 500 Euro einkaufen. "Wer mehr einbringt, hat damit aber nicht mehr Stimmrecht", erklärt er. Das sei für alle Bewohner gleich. "Bisher haben sich 30 Personen angemeldet", sagt er.

Doch warum soll jemand mehr Anteile bezahlen? "Der Vorteil ist die Verzinsung, die liegt bei vier Prozent", erklärt Fred Jantschke, künftiger Bewohner des Projekts. Beispiel: Bringt jemand 50 000 Euro ein, so werden ihm die monatlichen Zinsen ausbezahlt und auf seine Miete angerechnet. Die eingezahlten Anteile werden nach einer Kündigung oder einem Sterbefall wieder ausbezahlt. Wir legen in der Satzung aber fest, dass der gesamte Betrag erst nach zwei Jahren ausgezahlt werden kann, um das Projekt und die Genossenschaft vor dem finanziellen Ausbluten zu schützen", erklärt Jantschke.

"Ein sehr romantisches Licht" Der Verein steht laut Arnold vor einem kritischen Moment: Er kann den Start des Projekts, das von der Fachhochschule Weihenstephan — Außenstelle Triesdorf — wissenschaftlich begleitet wird, nicht aus eigener Kraft stemmen. Eine Finanz-Spritze aus Fördertöpfen würde ihm ruhigere Nächte bereiten.

Wenig Hoffnung auf Fördermittel aus dem Bundesetat macht ihm die Bundestagsabgeordnete der Grünen, Elisabeth Scharfenberg, die der Verein zu einem Info-Gespräch eingeladen hat: "Ich finde das Projekt klasse. Es steht aber in einem sehr romantischen Licht." Ihrer Ansicht nach schlummert hier auch ein gewisses Konfliktpotenzial: Verschiedene Ansichten in Erziehungsfragen oder im Lebensstil können das Wohnen dort auch erschweren. Dennoch: Arnold ist davon überzeugt, dass die Vorteile überwiegen.

Am Mittwoch, 9. August, um 18 Uhr stellt der Verein zusammen mit dem beauftragten Architekten das Wohnprojekt "WohnenPlus" in der Awothek, Karl-Bröger-Straße 9, vor. Anmeldungen unter der Telefonnummer: (09 11) 5 9720 60.

ALEXANDER BROCK Nürnberger Nachrichten vom 8.8.2006

Tags: Pressearchiv
« zurück