Elisabeth Scharfenberg, Mitglied im Deutschen Bundestag

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Knie-Operationen: Versorgung darf nicht vom Geldbeutel abhängen

Die Bertelsmann-Stiftung hat ihre Ergebnisse zum Faktencheck Gesundheit zum Thema Kniegelenk-Operationen veröffentlicht

18.10.2013


Die aktuellen Daten zeigen massive regionale Unterschiede in der Häufigkeit von Kniegelenk-Operationen. So bekamen im Jahr 2011 im Durchschnitt von 100.000 Menschen etwa 125 ein neues Kniegelenk. Im fränkischen Neustadt/Aisch wurde dabei mit 214 neuen Gelenken der deutsche Spitzenwert erreicht, in Frankfurt/Oder waren es lediglich 73. In Hof waren es rund 167 Gelenke – deutlich mehr als im Bundesdurchschnitt, aber auch deutlich weniger als in Neustadt/Aisch.

Dies bestätigt: In sozial schwachen Regionen erhalten die Betroffenen erforderliche Behandlungen seltener oder gar nicht. In wohlhabenden Regionen hingegen erhalten sie diese häufiger und schneller. Zum anderen legen die teilweise extrem hohen Zahlen wie in Neustadt/Aisch nahe, dass es wohl auch verstärkt zu unnötigen bzw. voreiligen Operationen kommt.

Beide Befunde sind absolut inakzeptabel. Eine medizinische Behandlung darf nicht vom sozialen Status und vom Wohnort der Versicherten abhängen. Alle Patientinnen und Patienten müssen sich darauf verlassen können, dass sie die Behandlung erhalten, die sie brauchen. Ebenso wenig darf es zu einer rein wirtschaftlich motivierten Ausweitung von Leistungen kommen. Natürlich müssen Krankenhäuser kostendeckend arbeiten können. Dies darf aber nicht auf dem Rücken der Versicherten geschehen, die man mit unnötigen Behandlungen zudem auch gesundheitlichen Risiken aussetzt.
Eine grüne Bürgerversicherung würde die Ungleichbehandlung von gesetzlich und privat Versicherten beenden. Wir haben zudem Anfang 2013 ein umfassendes Reformkonzept zur Krankenhauspolitik vorgelegt. Darin fordern wir unter anderem, dass es bei der Vergütung der Krankenhäuser künftig mehr um die Qualität, weniger um die Menge der Leistungen gehen muss. Auch könnten wir uns für Eingriffe wie die Knie-Gelenksoperationen ein so genanntes Zweitmeinungsverfahren vorstellen. Dabei entscheiden jeweils zwei Ärztinnen/ Ärzte unabhängig voneinander, ob die Operation notwendig ist. Insgesamt müssen sich der Behandlungserfolg, die Pflegequalität und die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten stärker als bisher in der Vergütung auswirken. Bedenklich ist überdies, dass für die Behandlung der Knie-Arthrose offenbar medizinisch fachliche Leitlinien fehlen. Hier ist die Ärzteschaft gefordert, solche wissenschaftlich basierten Leitlinien zu erarbeiten.

Mehr zum grünen Reformkonzept zur Krankenhauspolitik erfahren Sie unter:http://www.gruene-bundestag.de/themen/gesundheit/patient-krankenhaus_ID_4387535.html

Tags: Pressearchiv, Gesundheit
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