Zu den heute bekanntgewordenen Details zur Reform der Pflegeausbildung.
Trotz der immer lauter werdenden Kritik selbst aus den eigenen Reihen, hält die Koalition an der Zusammenlegung der drei Pflegeberufe zu einem fest. Die Ausbildungsdauer wird nicht verlängert. Folglich muss fortan eine Ausbildung die Lerninhalte und Schlüsselkompetenzen von bisher drei Ausbildungen vermitteln.
Dabei werden Fähigkeiten und Wissen auf der Strecke bleiben. Am Ende der Ausbildung werden Generalisten stehen, die die spezifischen Kenntnisse für ihren Beruf erst noch erwerben müssen. Das ist kein gutes Signal für eine alternde Gesellschaft, in der Fachkenntnisse immer wichtiger werden.
Das gebetsmühlenartig vorgetragene Argument, eine vereinheitlichte Ausbildung erhöhe die Attraktivität und womöglich die Bezahlung des Pflegeberufs, überzeugt uns überhaupt nicht. Nicht die Ausbildung macht einen Beruf attraktiv, sondern die Arbeitsbedingungen vor Ort.
Die vereinheitlichte Ausbildung wird auch große organisatorische Schwierigkeiten nach sich ziehen. Gerade im ländlichen Raum dürfte es schwierig werden, Praxiseinsatzorte für alle drei Berufsbereiche zu finden, ohne dass die Auszubildenden halbe Tage unterwegs sind. Und es fehlt schon jetzt an Lehrkräften für die Pflegeausbildung. Diese Lücke wird durch veränderte Anforderungen an Lehrkräfte für die generalistische Ausbildung noch mal sehr viel größer werden.
Aufgrund dieser ungelösten Probleme könnte es nach der Ausbildungsreform weniger Ausbildungsplätze geben als jetzt. Das wäre angesichts des bereits bestehenden akuten Pflegekräftemangels verheerend für die Patienten, die Pflegebedürftigen und die Pflegekräfte.
Die Koalition hätte gut daran getan, einmal nicht stur ihr Programm durchzuziehen, sondern auf die kritischen Stimmen zu hören. Eine Ausbildungsreform kann nur funktionieren, wenn die Fragen zur Umsetzung und zur Qualität beantwortet sind.